Was für den einen ganz “normal” ist, ist für den anderen der reinste Wahnsinn...
Was für mich früher ganz normal war, ist für mich heute der reinste Wahnsinn…
Und was für einen früher reinster Wahnsinn war, ist für den andern heute normal.
Das ganze Leben ist Veränderung und so verändert sich auch der Blickwinkel ein ganzes Leben lang. Ich habe bewusst diese vorerst verwirrenden, aber aussagekräftigen Sätze zu Beginn dieses Blogartikels gewählt, da ich mit diesen Sätzen so viel auf einmal ansprechen konnte.
Denn mein Weg aus der Angst und Panik ist in etwa so verlaufen: Ich habe mich vor so vielen Dingen auf dieser Erde gefürchtet (Angst vor Krankheiten, Angst vor dem Tod, Angst vor Übersinnlichem, Angst vor Menschen, Angst vor dem alleine sein, Angst vor U-Bahn fahren, Beifahren allgemein, Angst vor der Dunkelheit, und noch so vielem mehr…), doch all dies war für mich damals normal. Ich habe ein eingeschränktes Leben mit Vermeidungsstrategien geführt und es war für mich normal. Doch all die anderen haben vieles erlebt, sind um unseren Erdball gereist, haben Berge bezwungen oder sind einfach nur nachts spazieren gegangen. Das war für mich Wahnsinn.
Trotzdem wurde der “Wahnsinn” damals eher mir zugeschrieben. Ich wollte also irgendwann nichts mehr, als “normal” sein zu können. Was für ein Wahnsinn ;). Mein Wunsch hätte vielmehr lauten sollen: Ich wünsche mir nichts mehr als ohne Angst und Einschränkung leben zu können…
Doch nach und nach wurde mir immer mehr klar, dass mit mir etwas nicht stimmen konnte. Was mich noch trauriger machte. Ich begann weniger darüber zu erzählen und mehr mich so zu fühlen, als würde etwas mit mir nicht stimmen. Leider, denn somit ging es mir natürlich noch schlechter. Je älter ich wurde, umso mehr war Angst verpönt.
Zum Glück wurde mein trauriger, scheinbar endlos Teufelskreis dann durchbrochen.
Von einem Tag auf den anderen litt ich unter Panikattacken. Ich fiel einfach um und bekam schreckliches Herzrasen, taube Hände und Beine und fast keine Luft mehr. Ab da war das für mich der reinste Wahnsinn und alles davor normal.
Jeder, der einmal unter Panikattacken litt, weiß genau wie unheimlich das alles ist und was man alles durchmacht. Von einem Arzt zum nächsten, denn als erstes glaubt man, man habe eine tödliche Krankheit. Bis der Arzt einen dann irgendwann fragt, wie es einem psychisch so geht. “Ah, er glaubt also auch, etwas stimme nicht mit mir…”, dachte ich mir damals. Ich hatte mir für einen kurzen Moment sogar gewünscht, wirklich schwer krank zu sein, um nicht “wahnsinnig” sein zu müssen. Traurig, was in einem so vorgehen kann, wenn man verzweifelt ist. Da könnte man leicht wahnsinnig werden.
Heute bin ich jedoch froh, dass ich diese Panikattacken bekommen habe. Denn dadurch, ging ich dann endlich zu einer Psychotherapie und arbeitete meine Themen nach und nach auf. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie lange meine Therapeutin daran gearbeitet hat, dass ich mich selbst nicht mehr als verrückt hinstellte.
Heute bin ich fast frei von Angst, also ich lebe ohne großen Einschränkungen und fühle mich größtenteils “normal” ;) (auch wenn ich es ab und an liebe, etwas crazy zu sein).
Jedoch eines weiß ich heute, wahnsinnig war ich nie, doch habe ich mich hin und wieder wirklich im Wahnsinn befunden.
Ich hoffe, dass dieser Artikel so viele Angst-Betroffene wie möglich erreicht, um ihnen Mut zu geben. Um zu zeigen, dass es normal ist, auch einmal im Wahnsinn zu leben ohne sich von scheinbar "normalen" abstempeln zu lassen.
Bitte teilt den Beitrag, sendet den Link Betroffenen und helft somit aktiv gegen die unsinnigen Vorwürfe von Menschen, die nicht wissen wovon sie sprechen.
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